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Dienstag, 30. November 2010

Butterweich

Es ist wieder Weihnachtszeit und zumindest wer nicht zu faul ist, den Güetziteig noch selber zu machen, wird früher oder später an der aufgewärmten Werbekampagne von "Die Butter" vorbeikommen. Die Kampagne zeigte ursprünglich zwei Samichläuse nebeneinander. Der eine prächtig gekleidet, der andere mickrig verkleidet. Der "Gute" bäckt natürlich mit Butter, der "Schlechte" nicht. Die Kampagne gab es in verschiedenen Ausführungen, die Variante mit den Nikoläusen war nur eine davon. Insgesamt war die Kampagne damals recht frech und gefiel mir gut.

So warb die Butter ursprünglich.
 
Leider hat man nun beschlossen, den "guten" Samichlaus alleine auftreten zu lassen und dabei zeigt sich schnell und deutlich, dass er ohne den Kontrast zum "schlechten" Zwilling selber zur Karikatur wird. Die Plastikhaare sind eine Perücke, der Bart ist natürlich auch falsch und das Model darunter ist geschätzte 25.
Schade, ein echter Grossvater mit weissem Rauschebart hätte sich sicher finden lassen und wäre ein sehr viel glaubwürdigerer Alleinbotschafter gewesen. Butter kann man eben nicht recyclen, das geht nur bei PET.

Note: 4.0/6.0

Samstag, 27. November 2010

Terror im Ohr

Gestern fuhr mir das Subjekt des heutigen Beitrags direkt vor das Bürofenster. Ich bin bis heute nicht ganz sicher, ob es sich einfach um ungeschickte Namensgebung handelt, oder ob der Wortwitz so gewollt ist, wie man ihn fast zwangsläufig findet.

Die Rede ist von der Firma TerrBohr aus Würenlos, die auf "Bohr- und Injektionstechnik" spezialisiert ist und zur WALO-Gruppe gehört. Die Kombination von Terra und bohren zu TerrBohr spielt damit, willentlich oder nicht, doch sehr der Assoziation in die Hände, dass das Bohren auch Terror für die Ohren ist, was ich durchaus bezeugen kann.

Die Terroristen im blauen Lieferwagen
Was Bohrtechnik ist, kann man sich als Laie noch vorstellen. Bei Injektionstechnik wird es schon ein wenig komplexer. Vielleicht fragt sich auch hier manch einer, was bohren und spritzen gemein haben und erinnert sich unverhofft an den letzten Zahnarztbesuch – wahrlich Terror für die Sinne.

Note: 4.0/6.0

Donnerstag, 25. November 2010

Schon wieder Vampire?

Aus dem Zürcher Unterland erreicht mich heute diese lustige Geschichte: Unmittelbar neben einem Plakat, mit welchem der Samariterverein Dielsdorf-Regensberg zur Blutspende aufruft, wurde gestern offenbar eine Kreidetafel des örtlichen Volg Lebensmittelladens aufgestellt, der saisongerecht für Blut- und Leberwürste wirbt. Die naheliegende Assoziation ist nicht sonderlich appetitlich.



Noch schlimmer aber war ein beinahe gleich lautendes Plakat der Metzgerei Lehmann im Berner Bahnhof, die vor einigen Jahren für folgende Erzeugnisse warb: "Blut und Leberwürste". Ich fragte mich damals, ob er in der Nacht wohl besonders viele seltsam bleiche Kunden habe.

Hoch lebe der Bindestrich an der rechten Stelle!

Note: 4.5/6.0 inkl. Humorbonus

Mittwoch, 24. November 2010

Arnold im Gesicht

Werbung für Kosmetika ist im Allgemeinen relativ hochstehend: Es wird ein Produkt beworben, von dem alle wissen, dass es weder Fältchen glättet noch Wimpern verlängert und doch glaubt man (frau) am Schluss des Spots, dass das neue Produkt um Längen besser ist als das Konkurrenzprodukt, dessen Spot man letzte Woche gesehen hat. Wenn man "es sich wert ist", sollte man unbedingt und sofort viel Geld dafür ausgeben. Brilliantes Marketing für moderne Quacksalberei.

Ab und zu gibt es aber auch eine Ausnahme. Eine davon ist "Der Löscher" von Maybelline, der zurzeit auf deutschen Sendern beworben wird. "Der Löscher", was zum Teufel?

Das Produkt heisst im englischen Raum natürlich "Eraser", was irgendwo in Anlehnung an den Radiergummi, in einer entfernten Ecke auch Sinn ergibt. Als Kind des letzten Jahrtausends fühlt man sich bei dem dämlichen Namen dennoch unweigerlich an Filme wie Eraser mit Arnold Schwarzenegger oder an David Lynchs Erstlingswerk Eraserhead erinnert, die beide ja nun wirklich nicht mit Attraktivität in Verbindung gebracht werden.

Das Baby aus "Eraserhead". Eine Ausgeburt der Schönheit.

Man kann sich berechtigterweise auch fragen, ob es das Ziel einer Frau sein sollte, ihr Gesicht zu löschen. In Gedanken an tausende Säureopfer finde ich die Idee gar nicht cool.

Schliesslich ist die Übersetzung von "Eraser" zu "Der Löscher" denkbar unglücklich. Sie zeigt einmal mehr, dass sich nicht alle Begriffe 1:1 übersetzen lassen. Was für ein Löscher denn? Sowas wie ein Tintenkiller? Ein Feuerlöscher? Oder gar ein Ablöscher? Und was bitte sehr ist "mikrolöschen" und "mikrokorrigieren"? Etwas, dessen Effekt man gar nicht sieht?
Und wieso wird "makellos" noch mit "absolut" gesteigert? Gibt es auch eine makelhafte Makellosigkeit? Hier wird die deutsche Sprache vergewaltigt!

"Löschen Sie all die Stimmen im Kopf, die sagen "Sieh Dir diese Falte an!" Löschen Sie sie vollständig! Ich bin bereit."

Ja, löschen, bitte!

Note: 3.0/6.0

Dienstag, 23. November 2010

Da seh' ich schwarz

Den heutigen Beitrag verdanke ich meinem aufmerksamen Bruder, der neulich beim Lesen des deutschen Qualitätsmagazins Spiegel beinahe vom Hocker fiel, als er diese Werbung sah. Tatsächlich gibt es also auch im Jahr 2010 noch Werbeagenturen, die vor Kolonialcharme nicht zurückschrecken und es völlig OK finden, einen Schwarzafrikaner als halbwegs zivilisierten Wilden darzustellen, den man auf einer Studienreise (Safari?) besichtigen kann.


Eno, wie der gute Mann genannt wird, sitzt artig an einen Tisch, auf dem auch sein indigenes Musikinstrument zu finden ist. So weiss man, dass es nicht etwa er ist, der die Bleichgesichter besucht, sondern er das Objekt der Neugierde ist. Umringt wird er dabei von den weissen Invasoren, die bei der Reiseunternehmung Studiosus einen Abenteuerurlaub gebucht haben. Bemerkenswert dabei ist auch, dass zwei weisse Frauen anwesend sind, aber nur ein weisser Mann. Impliziert das, dass die eine Frau möglicherweise gar ein Abenteuer der horizontalen Art sucht? Da wäre sie bei Eno richtig, zumal Afrikaner ja für ihre Potenz berüchtigt sind, oder?

Die Szene beschwört nicht zuletzt auch zweifelhafte Assoziationen mit dem bekannten, bitterbösen Sketch "Herr Tschabobo" des deutschen Komikers Gerhard Polt herauf. Wer spätestens jetzt noch nicht gemerkt hat, dass diese Werbung total in den Bastrock ging, der hat sie wohl entworfen.

Note: 2.0/6.0

Sonntag, 21. November 2010

Cleveres E-Marketing

Wer sich ein bisschen für Computergames interessiert, dem ist der Titel "Rage" zweifellos ein Begriff. Das nächste grosse Blockbuster Game von id Software wird seit Jahren entwickelt und wohl ebensolange von vielen Gamern sehnlichst erwartet. Umso erstaunter war ich, als mir ein Freund vor einigen Tagen gesagt hat, "Rage" sei jetzt auf dem iPhone und iPad verfügbar.
Tatsächlich gibt es von id selber ein Spiel zu kaufen (CHF 1.10), das in der Welt vom kommenden Rage spielt, das aber frühestens 2011 erscheinen wird. Der Download ist ziemlich gross (537MB), das Spiel läuft aber auf allen iPhones, von der ersten Generation einmal abgesehen.

Was hat das alles mit Werbekritik zu tun, fragt ihr euch? Ganz einfach. Wenn man das Spiel installiert hat und nach lediglich 3 Levels feststellt, dass das alles war, man aber das echte Spiel via die iPhone App preordern kann, wird schnell klar, dass es sich um einen sehr cleveren e-Marketing Gag handelt. Das Spiel ist definitiv in Ordnung und der Preis von 1.10 ist ja auch nicht alle Welt, aber drei Levels sind nunmal nicht sehr viel Spielspass. Es hat zumindest mich aber sehr gluschtig gemacht auf den vollen PC-Titel (Mac OS X, Windows, Xbox) und dabei hat id Software sogar noch Geld verdient.

Gelungenes Fan-Marketing womit man bereits Geld verdient, bevor das eigentliche Produkt verkauft wird, das gehört in die Kategorie "Bravo, well done".

Note: 5.5/6.0

Freitag, 19. November 2010

Die Nase voll von der Handelszeitung

Die Handelszeitung, das renommierte Wirtschaftsblatt, wirbt seit einiger Zeit mit der Nase ihres Chefredaktors, Beat Balzli. Die an und für sich gelungene Kampagne, die mit der Idee spielt, dass man für guten Wirtschaftsjournalismus eben die richtige Spürnase haben muss, hat einen störenden Mangel: Sie erscheint dermassen inflationär in sämtlichen wirtschaftsaffinen Publikationen, dass man die Nase von Balzli schon nach wenigen Tagen nicht mehr sehen kann.

So eine Nase ist halt grundsätzlich nicht etwas, was man immer wieder anschauen möchte und die Variabilität der Anzeigen ist ebenfalls sehr beschränkt. Mal ist es eine Farbfotografie, mal ein Kupferstich, aber letztlich halt doch immer wieder die gleiche Nase. Schade, etwas weniger wäre hier mehr gewesen, denn die Idee war frisch und einprägsam. Nur haben wir mittlerweile die Nase voll.

Note: 4.5/6.0

Donnerstag, 18. November 2010

atupri wirbt mit Vampiren, oder?

Der zweifellos dümmste Werbeslogan der vergangenen Monate ist mir heute im Tram nach Hause aufgefallen. Die Krankenkasse atupri wirbt in der allgemeinen Schlacht um wechselwillige Prämienzahler mit dem äusserst geistreichen Slogan "Gesundheit – meine Energie". WTF?
Wer bitte hat sich denn dieses Verbrechen ausgedacht? Jemand, der zuviel Zeit mit Vampirromanen und Teenie-Fantasy-Filmen verbracht hat? Oder gar ein überarbeiteter Werbetexter, der nach einem (zu) langen Arbeitstag für eine axpo-Kampagne unbedingt in 5 Minuten noch einen Slogan für die besagte Krankenkasse entwerfen musste?

Als ob der Slogan nicht schon dumm genug wäre – was bitte ist denn das für eine Kausalität? –, kommt es noch besser, wenn man sich auf die Homepage der Kasse wagt. Auf www.atupri-win.ch findet man die Vampirdame erneut, nur dass sie diesmal bei Berührung mit dem Mauszeiger auch noch anfängt, spastische Anfälle vorzuführen. Die arme Barbara Megert. Wenn das der Preis ist für Cervelat-Prominenz in der Schweiz, dann bleibe ich wirklich gerne beim Cervelat-Salat.

Note: 1.0/6.0