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Sonntag, 2. Februar 2014

Der Supermarkt für Manisch-depressive

Oder: Wie man mit zu viel Werbung das Gegenteil des erwünschten Effekts erzielt.

Seit circa einem Jahr, oder noch ein bisschen länger, läuft eine grossangelegte Imagekampagne der deutschen Supermarktkette Aldi auf schweizer TV-Kanälen. Der relative Newcomer auf dem von Migros und Coop seit Jahrzehnten dominierten schweizer Markt will uns davon überzeugen, dass man bei Aldi genauso frische und kostengünstige Produkte erhält, wie bei der Konkurrenz. Ja sogar noch frischer, weil direkt von den Bauern angeliefert. Und überhaupt ist man familienfreundlich, kundennah und was sonst noch alles für Schlagworte in der Werbebranche im Moment en vogue sind. Soweit so gut, für eine Imagekampagne nichts Aussergewöhnliches.

Jede Imagekampagne braucht aber ein Erkennungsmerkmal, etwas sympathisches, was später einen Wiedererkennungswert hat und uns wohlgesinnte Werbezuschauer positiv stimmen soll, wenn das nächste Mal was von Aldi angepriesen wird.
Im Falle der besagten Kampagne ist das offensichtlich der Song, der jeden einzelnen Spot von Aldi begleitet. Es ist nicht nur ein 3-sekündiger Jingle, nein es ist der Aldi-Song. – Und er nervt tierisch.



Sie haben ihn auch schon gehört, da bin ich mir sicher. Entwickelt wurde er vermutlich von Marvin, dem manisch-depressiven Roboter aus Douglas Adams' Romanreihe per "Anhalter durch die Galaxis", denn der Songtext lautet:

"I just want to be OK, be OK, be OK. I just want to be OK today." usw.

An dem Song wäre ausser dem unsäglich doofen Text weiter nichts auszusetzen, wenn man ihn einmal hören würde und dann wieder vergessen dürfte, wie wir das mit tausenden anderen akustischen Produkten jedes Jahr tun. Bedauerlicherweise lässt uns Aldi dazu aber mit der Schaltungsdichte, insbesondere auf Privatsendern wie 3+, keine Gelegenheit. In jeder verdammten Werbepause, und davon gibt es sowieso zu viele, plärrt uns die junge Frau entgegen, dass sie gerne OK wäre, wenn auch nur heute, und spätestens nachdem wir im Laufe eines Abends viermal den gleichen Spot gehört haben (vom Sehen spreche ich gar nicht mal), müssen wir zur Überzeugung gelangen, dass der guten Frau wohl wirklich nicht mehr zu helfen ist und das mit dem OK-sein wohl nichts mehr werden wird.

Es ist ein klassisches Beispiel von "zu viel des Guten".

Aldi hat es mit der mich mittlerweile zum Senderwechsel veranlassenden Werbung tatsächlich geschafft, die Wahrscheinlichkeit, dass ich in diesem Laden je freiwillig einkaufen gehe, auf nahezu Null zu senken. Und alles nur, weil die verantwortlichen Werbemacher sich offenbar nie überlegt haben, was die dumme Trulla denn da eigentlich singt.

In dem Sinne gehe ich weiterhin im Migros und Coop einkaufen, da wo die Normalen einkaufen und nicht die, die sich täglich zwanzigmal singenderweise einreden müssen, dass sie gerne OK wären.

Dienstag, 4. Juni 2013

Da wird die Milch sauer!

Liebe Migros.
Was zum Teufel soll das sein? Entweder ist das ein brillianter Versuch (und Erfolg) zur Selbstverarschung, oder es hat niemand die animierte Endversion dieser Onlinewerbung kontrolliert.

Ich muss schon sagen, ich staune immer wieder, wie weit unter der Gürtellinie manch eine Werbekampagne startet.

Sonntag, 12. Februar 2012

Entscheidungsscheuer Hungerhaken

Auf Österreichischen TV-Kanälen wirbt seit einigen Tagen niemand geringeres als Gwyneth Paltrow for eine neue vegetarische Produktelinie von Spar. Vegetarische Kost ist völlig in Ordnung und dass eine Nicht-vegetarierin dafür wirbt, finde ich auch eine gute Idee. Ich frage mich allerdings, ob Gwyneth nicht ein ganz anderes Problem hat als einen zu hohen Fleischkonsum: nämlich dass sie wohl grundsätzlich nicht sehr viel isst. (Auch wenn sie angeblich 4-5 Mal in der Woche selber koche und für's Kochen und Essen lebe, und nicht etwa umgekehrt (Quelle: epicurious.com).

Wenn sie den Salat wenigstens wirklich essen würde...

Der Werbespot, den ich leider auf die schnelle im Internet nicht finden konnte, zeigt in der ersten Einstellung die grossgewachsene, aber abgemagerte Gwyneth und mein erster Eindruck war "Jesses, ist die dünn". Dass die Menschheit heutzutage tendenziell zu dick ist, erstaunt niemanden mehr, aber ob man den potenziell abnahmewilligen would-be Vegetariern gleich ein solch abschreckendes Vorbild vorhalten muss, finde ich doch eher gruselig. "Mach Dich zurecht, bereite die Rede vor und vergiss nicht zu essen" steht auf einem Notizzettel, den Gwyneth zu Hause angekommen vorliest. Vergiss nicht zu essen, ja, da hat der Schreiber (Ihr Manager? Ihr Mann? Ihr Ernährungsberater? Es wird nicht weiter ausgeführt.) allerdings recht, das tut sie offenbar des Öfteren. Da hilft es auch nichts mehr, dass sie nach dem ratlosen Blick in den Kühlschrank einen ganzen Tisch mit vegetarischen Produkten deckt. Denn: Sie isst im ganzen Spot keinen Bissen, das Essen bleibt eine rein theoretische Beschäftigung, die, wenn man ihr denn nachgehen würde, implizit keine Kaloriensünde wäre. Eben, wäre, denn statt den vollen Tisch mit vegetarischen Gaben zu verputzen, spaziert Gwyneth am Ende aus dem Haus, ohne dass sie uns einen einzigen Bissen vorgekaut hat. Man müsse im Leben eben die richtigen Entscheidungen treffen, heisst es abschliessend.

Was lernen wir aus diesem Mist? Die dünn die Gwyneth Paltrow ist? Oder doch eher, wie übelschmeckend der convenience Veggie-Food?

Note: 3.0/6.0 trotz erstaunlichem Promi-Aufgebot.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Sex yells

Es ist kein Geheimnis: An der Behauptung "sex sells" ist was dran. Immer noch. Viel zu oft. Leider.

Den Vogel abgeschossen haben vor kurzem die Waadtländer Winzer. Auf deren Werbeplakat steht denn auch zu lesen "Waadtländerwy macht sexy". Man muss sich diesen Holperreim wohl etwas gedehnt vorlesen, damit er wenigstens phonetisch halbwegs aufgeht: Waadtländerwy macht sexyyyyy. Blah.



Abgesehen davon, dass man/frau, um sich eine Frau oder einen Mann schön zu saufen, bzw. sich Mut anzutrinken, nicht unbedingt Waadtländer Wein braucht, sondern lediglich ausreichend grosse Mengen irgendeines billigeren Alkohols, sehe ich nicht ein, was an diesem Wein sexy machen soll. Auch das Plakat mit der in Fahne gewickelten Dame ist nicht aufreizender als irgendeine Werbung für ein Waschmittel oder einen Verdauungsjoghurt.

Ich werde den Verdacht nicht los, dass es sich hier weniger um eine Wein- als vielmehr um eine Schnapsidee handelt. Offenbar gehen nun sogar unseren Kollegen aus der Romandie die guten Ideen aus. Kriselt es jetzt nicht nur in der Wirtschaft (in beiderlei Hinsicht), sondern auch in den Betten?

Prost!

Note: 3.0/6.0

Samstag, 5. November 2011

Die neue Kinderfeindlichkeit am TV

Ich meine damit nicht die Kinderfeindlichkeit der ohnehin zweifelhaften Inhalte, die wir am TV täglich vorgesetzt bekommen (Gewalt, Sex und galoppierende Volksverdummung), sondern seit neuestem sogar in der Werbung.

Thomas wird gleich für einen begehbaren Schrank rausgeschmissen

So machte unlängst das Schweizer Möbelhaus Pfister damit Werbung, dass man den Sohnemann halt aus dem eigenen Haushalt verbannen soll, wenn man Platz für neue Möbel braucht. Besagter Sohnemann ist in dem Spot schätzungsweise 16 Jahre alt. Was will uns Pfister damit sagen? Dass Thomas als Einzelkind sowieso ein Unfall war?

Ins gleiche Horn blasen ein Bad- und Küchenhersteller, die in einem gemeinsamen Spot gleich mehrere Söhne und Töchter vor die Türe stellen. Das ist nicht nur unoriginell, weil bereits dagewesen, sondern schiesst eindeutig auch am Ziel der Werbung vorbei: Ich kann mich nämlich beim besten Willen nicht erinnern, wie die beiden Marken heissen. Wenn ich jetzt ein neues Bad haben möchte, gehe ich dümmstenfalls zur Konkurrenz. Streuverlust ahoi.

"Ach nee, nicht die schon wieder..."

Und schliesslich sind mittlerweile sogar die Mütter in den romantisch überzeichneten Kinder pingui Spots kurz vor dem Burnout, brauchen eine kalorienreiche Auszeit und seufzen tief, wenn die Bengel schon wieder ihre Aufmerksamkeit erfordern.

Da frage ich mich: Verkommt jetzt auch der eigene Nachwuchs zum Konsumprodukt, zum Accessoire, das man abschaffen kann, wenn man keinen Bock mehr drauf hat? Oder fehlt es im TV ganz einfach an Werbung für Verhütungsmittel? Vielleicht am ehesten an Werbeverhütung.

Note Pfister-Spot: 3.0/6.0
Note Bäderspot: 3.0/6.0 (vor allem, weil ich mich nicht an die Marke erinnern kann)
Note pingui-Spot: 4.0/6.0

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Wirklich sympathisch

Krankenkassenwerbung zeichnet sich im Allgemeinen leider nicht durch Originalität aus. Ein besonders schlechtes Beispiel gab sogar den Ausschlag zu diesem Blog.

 
Seit einigen Wochen läuft allerdings die neue Kampagne der Sympany, die mit einem erfrischend einfachen Konzept und einem echt sympathischen Charakter die Entkomplizierung des Alltags propagiert. Sympathisch, weil sich damit jeder identifizieren kann und clever, weil jeder den Link zu Sympany macht, ohne dass konkret ein Produkt beworben werden müsste, das sich wahrscheinlich in keinster Weise von der Konkurrenz unterscheidet.

Eine Werbung, die Spass macht, ohne auf Dauer aufdringlich zu werden.

Note 5.5/6.0

Dienstag, 27. September 2011

Back online und etwas Fremdwerbung

Weil ein gewisser kostenloser DNS-Dienst seit Neustem nicht mehr kostenlos ist und ich beim Umstellen auf einen anderen, weiterhin kostenlosen DNS-Anbieter offenbar einen Fehler gemacht hatte, war die Seite ein paar Tage nicht erreichbar. Dies sollte nun wieder funktionieren und ich hoffe natürlich, dass der jetzige Anbieter sich nicht entschliesst, nach einem halben Jahr doch noch Geld verlangen zu wollen.

Wer über dies in letzter Zeit eine besonders bemerkenswerte Werbung gesehen hat, soll mir das ruhig mitteilen. In der Zwischenzeit mache ich für einmal ein bisschen Fremdwerbung:

Wer schon auf Google+ ist, soll ruhig mal folgenden Feed followen:
https://plus.google.com/110562534199437601423

und auch auf Twitter:
http://twitter.com/#!/GuteWerbung